© A. Krause, Förderverein Lingnerschloss e. V.

Lingnerschloss

At a glance

Unter der Stabführung des Berliner Landbaumeisters Adolph Lohse entstanden in den Jahren 1850/53 nahezu zeitparallel Schloss Albrechtsberg und Villa Stockhausen - das heutige Lingnerschloss - im Stile des Berliner Spätklassizismus.

Vorbilder waren die berühmten Renaissance-Paläste des italienischen Hochadels. Die Gestaltung der Gartenanlagen wurde Eduard Neide anvertraut, dem seinerzeit wohl berühmtesten deutschen Gartenarchitekten. Berliner Bauhandwerker schufen unter Verwendung des traditionellen sächsischen Sandsteins ein Bauwerk, das heute zuden großartigsten Zeugnissen spätklassizistischer Baukunst in der sächsischen Landeshauptstadt gehört.

 

Familie von Stockhausen (1853 - 1891)

Nach dem frühen Tod des Freiherrn von Stockhausen unmittelbar nach Vollendung des Bauwerks 1853 bewohnte dessen Familie das Anwesen noch bis zum Jahre 1891.

Industrie bringt Wohlstand (1891 - 1916)

Nacheigentümer waren ab 1891 der Dresdner Industrielle Bruno Naumann (Fa. Seidel & Naumann) sowie ab 1906 der "Odolkönig" Karl August Lingner, auf dessen Veranlassung 1908 gravierende Umbauten im Stile der Zeit unter Leitungdes bekannten Dresdner Architekten Wilhelm Kreis erfolgten. Neben Veränderungen der Raumstruktur wurde insbesonderedie östliche Kolonnade erweitert und zur geschlossenen Orangerie ausgebaut. Der offene Balkon auf der Südseitedes Obergeschosses musste schon 1901 einer geschlossenen Glasveranda weichen. Im Festsaal des Erdgeschosses wurdendrei Orgelprospekte eingebaut, an deren Klang Lingner seine Freunde hin und wieder per Telefon teilhaben ließ. Von der Schlossterrasse führte eine schienengebundene Kabinenseilbahn für 8 Personen den Weinberg hinab zu Lingners Lieblingsplatz, auf dem später, seinem Wunsche gemäß, ein Mausoleum als letzte Ruhestätte für den Schlossherrn errichtet wurde.

Eigentum verpflichtet (1916 - 1945)

Als Teil eines von hoher sozialer Verantwortung getragenen Vermächtnisses aus dem Jahr 1916, dem Todesjahr Lingners, wurde das Anwesen 1921 Eigentum der Stadt. Es war der Wunsch Karl August Lingners, Haus und Parkanlagenach seiner Lebenszeit den Dresdnern zu öffnen. Leider hat die Geschichte des 20. Jahrhunderts diesem Anliegen nurwenig Raum gelassen. Nach 1921 wurde die Villa – von den Dresdnern inzwischen liebevoll „Lingnerschloss“ genannt – zunächst von verschiedenen Privatpersonen genutzt, u. a. von Offiziersfamilien der nahe gelegenen Albertkasernen, diente den 1930erJahren als Kinderheim und Bildungsstätte, gelegentlich auch als Spielstätte für öffentliche Konzerte, in den Kriegsjahren als Hilfskrankenhaus für Kriegsverletzte.

Vom Kriege unzerstört (1945 - 1955)

Vom Bombenterror des 2. Weltkrieges nahezu unversehrt, wurde das Lingnerschloss zwischen 1945 und 1947 durch die sowjetische Militäradministration genutzt. Danach gab es Pläne für ein Hotel des sowjetischen Reiseveranstalters „Intourist“, die aber nie realisiert wurden. Von 1948 bis 1953 beherbergte das Gebäude ein Wohnheim für ABF-Studenten der Dresdner Hochschule für Bildende Künste. Danach folgte Leerstand bis 1955.

Dresdner Klub (1955 - 1993)

1955 begann die zweite große Umbauphase des Schlossgebäudes für Ziele und Aufgaben des „Dresdner Klubs“, einemelitären Zirkel international renommierter Dresdener Intellektueller, der bis 1993 hier seine Heimstatt finden sollte. Vorausgegangenwar ein entsprechender Beschluss von „Partei und Regierung“, derartige Begegnungsstätten in allen 16 Bezirken der DDR zu schaffen. Unter Regie der Dresdner Architekten Gerhard Guder und Wolfgang Rasche kam es zueiner umfassenden Neuordnung der Raumstrukturen sowie zur Veränderung der gesamten Innenarchitektur im Stil der Nachkriegsmoderne. Ein massiver Anbau auf der Nordseite für eine Großküche im Kellergeschoss veränderte auch das äußere Erscheinungsbild in erheblichem Maße. Öffentlichkeit im Sinne des Lingner-Testaments von 1916 gab es nicht, allenfalls nach der deutschen Wiedervereinigungim Herbst 1990.

Förderverein Lingnerschloss e.V.

Nach fast 10 Jahren Leerstand gründeten im September 2002 kulturell interessierte Dresdner Bürger den gemeinnützigen Förderverein Lingnerschloss e. V. „Bürger engagieren sich für ihre Stadt“ – unter diesem Leitmotiv engagieren sich dessen Mitglieder, Sympathisanten undehrenamtlichen Helfer bis heute für die Sanierung und Erhaltung des Schlossgebäudes als lebendiges Denkmal mit zeitgemäßem Nutzungsanspruch.

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Lingnerschloss
Bautzner Str. 132
01099 Dresden
Deutschland

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